Workshop-Tag für Schülerinnen Ausprobieren! "Girls' Day" im Funkhaus
Moderieren, verkabeln, auspegeln, Drähte löten und mal eben ein profimäßiges TikTok-Ding raushauen: Für über 130 Schülerinnen ging es beim "Girls' Day" im Funkhaus Frankfurt und im Studio Kassel sofort in die Praxis. "Probiert euch aus!", lautete der intendantische Appell. Die Girls setzten begeistert einen Daumen dran.
Für eilige Leser*innen springen wir Fast Forward zur Abschlusspräsentation des “Girls‘ Days” im Funkhaus. Dort im Foyer vorm Sendesaal, wo Schülerinnen voll mit neuen Erfahrungen ihre Statements in das hr-blaue Würfelmikrofon sprechen – und zu diesen zwei Worten, die tatsächlich in jedem Statement vorkommen: “Richtig cool!"
Wer mehr Zeit hat, begleitet 120 “Girls” gern ein Stück bei ihren Erlebnissen im Frankfurter Funkhaus – und dreizehn im Studio Kassel – und erfährt, was sie so “richtig cool” finden. Und taucht ein ins Schummerlicht des Fernsehstudios 1, Workshop Nummer 1 von insgesamt zwanzig, welche die Mädchen der Klassen 7 bis 10 in unterschiedliche Abteilungen, Studios, Redaktions-, Technik- und Regieräume sowie zu engagierten Medienprofis führt. Vor dem Green Screen am Pult verkabelt “hessenschau”-Moderatorin Hülya Deyneli den Nachrichtensprecherinnen-Nachwuchs und jede darf den Teleprompter ausprobieren: “19 Uhr 30. Hier ist die Hessenschau. Schön, dass Sie dabei sind …”
Die Studiokamera, ein "fettes Ding"
Nebendran am warmorange ausgeleuchteten Interviewtisch werden Kabel und Sender für den Ton unter Hoodies und Handyketten durchgeschlängelt und Kopfhörer gerichtet, während andere Mädchen die schwere Studiokamera manövrieren und “das fette Ding” per Pedal hochpumpen. Erstaunen bei der Info, dass dieses Gerät, das sie hier bedienen dürfen, über eine halbe Million Euro wert ist.
Währenddessen wird oben im Regieraum experimentiert: Mit welcher Blende kann man die Mädchen vorm Green Screen am Moderationspult, hier auf dem Monitor zu sehen, am hübschesten in den Studiohintergrund wegbeamen? Geometrische Spirale oder verdampfen? Egal – macht auf jeden Fall Spaß!
Löten an der Lochrasterplatine
Weiter zu Workshop 2: “Informationselektronik”. Hier riecht’s brenzlig. Drei Mädchen lassen die Lötkolben glühen und fixieren Drähte an einer Lochrasterplatine. Später werden sie ein selbstgebautes hr-Solarlicht als Girls‘-Day-Andenken mit nach Hause nehmen. Jetzt, zwischen Kabelschaltungen an Spanplatten und Spannungsmessgeräten, berichtet Informationselektroniker Andreas Ewest ihnen, wofür seine Leute hier alles zuständig sind. Das reicht von den in der Säule am Eingangsbereich eingebauten Fernsehern (wo an diesem Tag "Herzlich willkommen, Girls!“ aufleuchtet) über Lichtschränke bis zu Videoüberwachung und Wetterkameras.
Ups, Sendeplan gelöscht!
Im YOU FM-Studio, Workshop 6, sorgt Moderatorin Sina Gold, an diesem Tag Workshopleiterin und auch Moderatorin des Girls‘ Days, für einen Stressmoment – zumindest für die nebenan moderierende Nachrichtenkollegin. Den falschen Server angeklickt und ups, der Sendeplan ist weg! Zum Glück nur ein paar Minuten lang. Die Erkenntnis hier: "Dass man in dem Job echt einen kühlen Kopf behalten muss", so eine der Schülerinnen. Und "dass alles bis ins Letzte durchgeplant ist, auch wenn es sich total spontan anhört." Dann geht’s für sie selbst ans Studiomikrofon, Lieblingssongs ansagen im echten akustischen YOU FM-"Bett" mit der Erkennungsmelodie. Alina aus Dieburg teasert “Is it over now” von Taylor Swift an, Paula aus Fulda nimmt Johannes Oerding und Jule aus Dieburg will Helen's Bay. Nach dem Jingle gibt’s begeisterten Applaus im YOU FM-Studio, wo nun die Truppe des Workshops “Kamera EB-Team” vorbeikommt, um einen Filmbeitrag über den Girls‘ Day selbst zu drehen. Drei Kilo wiegt die VJ-Kamera, die Lilly dabei auf der Schulter ausbalanciert. “Auf die Dauer echt schwer. Irgendwann habe ich gezittert und die Kamera hat dauernd gewackelt”, wird sie später berichten, aber dennoch war‘s – ja, genau – "richtig cool”.
Wer drückt den "Mic Rep 1"?
So könnte man weiter herumstreunen von Workshop zu Workshop, von der Sportredaktion zum ARD-Sendezentrum, vom Fernseh-Schnitt zum Set-Design in der Grafik, wo die Jugendlichen für Key-Visuals posen und mal fix ein profimäßiges TikTok-Video raushauen. Oder hinein in den Hörfunk-Übertragungswagen, wo Techniker Ludger Brüggemann verrät, dass man bei einem Außendreh-Auftrag als allererstes unbedingt den Snackvorrat checken muss, schließlich habe er bei manch einem Einsatz wie bei einem Flugzeugabsturz schon mal sechs Stunden hungrig am Flugfeld verbracht. Und wer wann den leuchtenden Button “Mic Rep 1” drücken darf, verrät er natürlich auch. Und dann starten die drei Schülerinnen schon ihre Live-Schalte mit dem Hörfunkstudio und einem Interview zum Thema “Cybermobbing”.
“Probiert euch aus!”
Springen wir noch mal schnell zurück auf Anfang und zum Grußwort des Intendanten Florian Hager: "Ich bin auch nicht als Intendant geboren worden. Davor habe ich in meinem Berufsleben viele, ganz unterschiedliche Sachen gemacht. Daher mein Rat: Probiert euch aus!“ Das haben die über 130 Schülerinnen beim "Girls‘ Day" im Funkhaus und im Studio Kassel gemacht – und zwar "richtig cool".
Ich bin begeistert über die Begeisterung, die wir bei den über 130 Schülerinnen ausgelöst haben. Zum ersten Mal seit vier Jahren waren wir wieder vor Ort in Frankfurt und in Kassel. Die Mädchen haben verschiedene Berufe im hr, insbesondere in der Medienproduktion kennengelernt. Besonders freut mich, dass sie hier unbefangen von Geschlechterklischees in die Technik reingeschnuppert haben. Und vielleicht treffen wir einige in ein paar Jahren als Auszubildende oder Studienabsolventinnen bei uns wieder. Ich habe an dem Tag in viele glückliche Gesichter geschaut. Sowohl bei den Mädchen als auch bei unseren Kolleg*innen, die alle zusammengearbeitet haben und diejenigen, die mit Herzblut Einblick in ihre Berufe gegeben haben. Ohne sie wäre ein solcher Tag nicht möglich. Zitat von Nadja Götz, hr-GleichstellungsbeauftragteZitat Ende