Schätze aus dem hr-Archiv 1962: Detektivarbeit bei der Briefermittlung Frankfurt
Fast unleserliche Handschriften entziffern, in Adressverzeichnissen recherchieren oder im Brief selbst nach Hinweisen suchen: Im Postamt Frankfurt gab man sich 1962 viel Mühe, jede Sendung zuzustellen. Auch wenn nur kryptische Hinweise wie "an die schöne Pelzwarenhändlerin" zur Verfügung standen.
Postversand oder Detektivarbeit? 1962 war im Postamt Frankfurt beides zu finden. Über eine Million Briefe, Postkarten und Drucksachen übermittelte die Briefzustellung des Postamtes I in Frankfurt jeden Tag. Bei nahezu 12.000 Postsendungen blieb es allerdings zunächst bei einem Zustellversuch, da die Schrift der Absender*innen undeutlich oder die näheren Angaben unzureichend waren.
In diesen Fällen kam die Anschriften-Ermittlungsstelle zum Einsatz, in der "20 Kräfte" viele dicke Bücher wälzten, die Auskunft anhand von Namen oder Vornamen geben konnten. Auf diese Weise konnten von zunächst 12.000 unzustellbaren Briefen noch 10.000 ausgetragen werden. Rund 1950 gingen an die Absender*innen zurück, bei 50 Sendungen waren nicht einmal diese zu ermitteln.
Bierdeckel und Gummibaum-Blätter als Briefpapier
Für derartige Sendungen gab es in der Oberpostdirektion Frankfurt eine sogenannte Rückbriefstelle. Hier trafen täglich von allen Postämtern Hessens 400 bis 500 Briefe und Postkarten ein, bei denen weder die Absender*innen noch die Empfänger*innen zu ermitteln waren. Auch Filme und Tonbänder gehörten zu dem "postalischen Strandgut".
Unter den besonders skurrilen Sendungen waren auch Bierdeckel oder Gummibaum-Blätter zu finden, die sogar frankiert waren. Allerdings erklärte sich die Post für diese Versandformen als nicht zuständig. Dafür wurden aber Tonbänder abgehört und sogar Filmsteifen entwickelt, um über die Aufnahmen, wenn möglich, einen Hinweis auf Ziel oder Herkunft der Sendungen zu finden.
Der Beitrag war am 23. Januar 1962 in der "hessenschau" zu sehen.