Schüler-Wettbewerb "Meine Ausbildung – Du führst Regie" Per Drohne in die Berufswelt
Kamera ab, Ton an! Hessische Schüler haben für den hr-Wettbewerb "Meine Ausbildung – Du führst Regie" witzige, nachdenkliche und überraschende Filme gedreht.
Seine Zeitmaschine stürzt ab. Hilflos irrt er durch Kassel, der Typ aus der Zukunft. Wie repariert man so eine Platine in der Maschine? Wer kann so etwas? Der Typ hat keine Ahnung, denn er kommt aus einer Zukunft, in der es kein Handwerk mehr gibt.
Wie sähe sie aus, eine Welt ohne Handwerker und ohne ihr Wissen? Ohne frisch gebackene Brötchen, ohne Blumen von der Floristin, ohne Klempner, aber mit verstopften Rohren – oder eben ohne Mechaniker? Das haben sich Neunt-, Zehnt- und Elftklässler der Johann-Amos-Comenius-Schule in Kassel vorgestellt und daraus einen unterhaltsamen Film gemacht.
Er ist zugleich ein Plädoyer für eine Ausbildung im Handwerk. Mit ihrem Sechseinhalbminüter zum hr-Videowettbewerb "Meine Ausbildung – Du führst Regie!" sind die Kasseler Gesamtschüler damit unter die 18 Nominierten für die Preisverleihung am Donnerstag, 7. Juni, gelangt. Werden sie gewinnen?
Das Thema "Ausbildung" filmisch erzählt
Der Wettbewerb, den der Hessische Rundfunk seit 2009 ausschreibt, motiviert Schülerinnen und Schüler, ihre Befindlichkeiten, Ängste, Träume, Wünsche zum Thema "Ausbildung" filmisch zu erzählen. Ausgerüstet mit Kamera und Mikrofon drehen Jugendliche – Klassen, AGs oder Gruppen von Jugendhilfeeinrichtungen – einen maximal siebenminütigen Film und zeigen das Thema aus ihrer Sicht. Zum Beispiel: Studium oder Ausbildung? Mit welcher Lehre habe ich Chancen? Was sind meine Talente? Was lerne ich in der Ausbildung, was bringt mir das? Wie bekomme ich einen Ausbildungsplatz?
"Das Ganze meistern die Jugendlichen sehr kreativ in Reportagen, Spielfilmen, Animationen oder auch Satiren", sagt Dr. Joachim Meißner, der das Projekt beim hr verantwortet. "Während Schüler in den ersten Jahren eher unbefangen Berufsbilder porträtierten, gehen sie die verfilmten Themen nun häufiger psychologisch an: Welcher Druck auf den Jugendlichen lastet, eine gute und passende Ausbildung zu finden. Auch welche Unsicherheiten und Zukunftsängste sie in der schwierigen Berufswahl plagen."
"Berufsorientierungsunterricht vom Feinsten"
Wie in ihrem Film der havarierte Typ aus der Zukunft haben sich auch die elf Johann-Amos-Comenius-Schüler und -Schülerinnen verschiedene Berufe angesehen und analysiert, bevor es ans Drehbuchschreiben ging. "Bei einem Blockwochenende haben sie gemeinsam vier riesige Plakate zum Thema Handwerk vollgeschrieben. Diese intensive Beschäftigung war Berufsorientierungsunterricht vom Feinsten", erzählt Lehrerin Dr. Barbara Grünig, die seit Anbeginn fast jedes Jahr mit Comenius-Schülern mitmacht, dieses Jahr abgelöst von ihrem Kollegen Thorben Misselhorn.
Dann ging’s raus mitsamt der Technik: Lichttemperatur einstellen, Kameraschwenks üben, Bildkompositionen ausprobieren – gut, dass die "Wiederholungstäter" die Jüngeren zuvor angelernt hatten. Frostig war bei den vielen Außendrehs daher nur das Wetter. "Bei einem Dreh hat uns ein Vater mit seiner professionellen Kameradrohne geholfen", erzählt Lehrerin Grünig. "Das musste sogar bei Polizei und Regierungspräsidium angemeldet werden." Spätnachts surrte die Kamera in der Vollkornbäckerei. "Zwischen Öfen und mannshohen Ständern voller Broten waren die Schülerinnen und Schüler mittendrin in der Arbeitswelt. Und fanden’s toll."
Am Ende haben alle gewonnen
Können die Kasseler mit ihrem Film einen Preis abräumen? Den besten Jugendfilmern in sechs Kategorien winken Geld- und Sachpreise im Wert von mehr als 16.000 Euro – und eine Ausstrahlung ihrer Filme im hr-fernsehen. Nach der Jugendjury galt es, die Fachjury aus Medienpädagogen, Filmproduzenten und Schauspielern zu überzeugen, darunter die Netzkünstlerin Coldmirror. Am 7. Juni heißt es im Foyer des Frankfurter Funkhauses sechsmal "And the winner is …"
Und die Nicht-Prämierten? "Auch sie haben gewonnen", sagt Joachim Meißner. "Die Heranwachsenden haben gelernt, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, im Team zu arbeiten, mit Medien umzugehen und auch bei Schwierigkeiten weiterzumachen. Das alles sind Kompetenzen, die sie später im Berufsleben gut gebrauchen können."
In der Comenius-Schule flimmert es nun in der Aula, wenn die Kasseler Nachwuchsfilmer ihr Werk den Mitschülern in einer Schulpause vorführen. Eines ist garantiert: Applaus.