Neue hr-Webserie "Country-Girls"
Am 1. Dezember startete die neue Webserie "Country Girls", die der Hessische Rundfunk (hr) für "funk", das Content-Netzwerk von ARD und ZDF, produziert hat: Anna ist bieder, Chiara wird gemobbt, Sophie ist die coole Schönheit und plötzlich mischt Chloé noch das Dorfleben auf. Es geht ums Erwachsenwerden, die Liebe und Gezicke.
"Ach, ist das schön hier!" – "Boah, aber ganz schön warm." Bestens gelaunt erobert eine Gruppe junger Schauspielerinnen und Schauspieler einen der Drehorte für die YouTube-Serie "Country Girls". Dass es in der Scheune bei 35 Grad stickig ist und die Location auch sonst keinen besonders hohen Glamour-Faktor hat, ist für die Jungdarsteller nicht wichtig.
Gedreht wird schließlich kein Hochglanz-Hollywood-Streifen, sondern eine Web-Serie, die der Hessische Rundfunk für "funk" produziert. "funk", das ist das Content-Netzwerk von ARD und ZDF. Seine Inhalte richten sich an 14- bis 29-Jährige und sind ausschließlich auf Internet-Plattformen zu finden, in der funk-App und auf der dazugehörigen Website. Die "Country Girls" werden also nicht im Fernsehen gezeigt, sondern im Internet.
Alles dreht sich um vier junge Mädchen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Wie der Titel "Country Girls" erahnen lässt, leben Anna, Sophie, Chloé und Chiara auf dem Land. "Den perfekten Drehort für unser Dorf haben wir allerdings in Frankfurt gefunden", sagt Redakteurin Tanja Nadig und lacht. Der Stadtteil Harheim im Frankfurter Norden liefert die perfekte Kulisse und war in den 80er-Jahren schon einmal Drehort. Damals für die Erfolgsserie "Die Wilsheimer".
Nicht nur die Scheune, in der am Abend eine konfliktträchtige Partyepisode gedreht wird, ist dort zu finden. "Einige Szenen sind halb-dokumentarisch, weil Teile unserer Geschichte auf einem echten Dorffest spielen", erklärt Regisseurin Laura Laabs. Die Besucher des Harheimer Bornfests wurden samt Wurst und Bier kurzerhand integriert.
23 Tage dauerten die Dreharbeiten für die zehnteilige YouTube-Serie, bei der jede Folge um die zehn Minuten lang ist. "Die fertigen Episoden muss man sich wie längere Musikvideos vorstellen", erklärt Laabs. Die Geschichten der Hauptfiguren werden in kurzen Sequenzen mit schnellen Schnitten erzählt. Die Zielgruppe? Jung und vornehmlich weiblich.
Zeitloses Thema: Die Sorgen und Nöte von Teenagern
Dabei könnten sich mit dem großen Themenkomplex rund um das Erwachsenwerden eigentlich alle Altersklassen identifizieren. Die einen stecken mittendrin, die anderen erinnern sich gerne oder mit Schrecken daran. Schauspielstudentin Annalisa Stephan aus Offenbach spielt die Rolle der Chiara. „Meine eigene Jugend ist ja noch gar nicht so lange her, doch für die Teenager von heute ist alles deutlich stressiger“, so empfindet es die 24-Jährige. Sie sah sich früher den Erwartungen von Familie, Lehrern und Freunden ausgesetzt, für die aktuelle Teenager-Generation kommt noch die Netzwelt hinzu. Die ständige Präsenz auf Instagram, Snapchat und WhatsApp sorgten für enormen Druck. Zumal die Jugendlichen im Netz dem direkten und ungefilterten Feedback ausgesetzt seien.
Die Girls auf Instagram begleiten
Dieses Thema spielt auch bei den "Country Girls" eine Rolle. Anna, Sophie, Chloé und Chiara haben Instagram-Profile, die sie eifrig füttern und die kurz vor dem für Oktober geplanten Start der Web-Serie online gehen. In der Serie stehen die Figuren miteinander über Instagram und WhatsApp in Verbindung. Die Zuschauer können Fiktion und Wirklichkeit vermischen, indem sie ihren Hauptfiguren bei Instagram folgen und mit ihnen in Interaktion treten. Eine weitere Besonderheit sind die Gastauftritte von YouTubern.
Während in der mit aufblasbaren Flamingos, Wimpelgirlanden und Glitzer dekorierten Scheune der Dreh einer wilden Partyszene vorbereitet wird, gehen einige Darsteller noch rasch ihre Dialoge durch. Die Texte wurden zwar zuvor von Jugendlichen auf "echte Jugendlichkeit" überprüft, doch selbst beim Dreh feilen die jungen Schauspieler noch an einigen Passagen. Improvisieren ist ausdrücklich erlaubt.
Die vier Hauptdarstellerinnen sind allesamt Nachwuchsschauspielerinnen. Annalisa Stephan (Chiara) aus Offenbach und Anna Luca Hohner (Sophie), gebürtige Frankfurterin, besuchen noch die Schauspielschule in Mainz, Lea Freund (Anna) studiert in Berlin. Romina Küper (Chloé) stand schon als Zehnjährige auf Laienbühnen. "Irgendwie war es klar, dass ich Schauspielerin werde", sagt die 25-Jährige und lacht.
Im Hintergrund heißt es "Danke, Szene erledigt, Umbau bitte", doch das gerade in der Szene benötigte Gekicher und Gegiggel will nicht enden. Da sind junge Leute mit viel Spaß am Werk. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein.