Stellungnahme des hr  Unabhängige Untersuchung sieht kein Fehlverhalten unserer Moderatorin  

Der Hessische Rundfunk (hr) und Selma Üsük sahen sich in den letzten Tagen und Wochen massiven öffentlichen Vorverurteilungen ausgesetzt. Ausgangspunkt war ein LinkedIn-Post von Prof. Dr. Haya Schulmann. Darin warf Prof. Dr. Haya Schulmann der Moderatorin der Sendung “Hallo Hessen” vom 28. Januar 2025 vor, sie in einem Vorgespräch zur Sendung antisemitisch und rassistisch beleidigt zu haben.

Der hr hat diese Vorwürfe sehr ernst genommen und umgehend eine unabhängige und ergebnisoffene Untersuchung angestoßen. Beauftragt wurde die auf interne Untersuchungen spezialisierte Kanzlei Feigen Graf, die große Erfahrung bei der Aufklärung von Sachverhalten und Erhebung wie Auswertung von Beweismitteln hat. Es ist der erste Auftrag des hr an Feigen Graf.

Zum Umfang der Untersuchung gehörte die Durchführung von 18 Interviews. Alle hr-Mitarbeitenden, die sich am 28. Januar 2025 in dem relevanten Studio und der Regie befunden haben, wurden kontaktiert. Es wurden alle externen Gäste der Sendung befragt, die sich live vor Ort befunden haben. Sämtliches Videomaterial, das von der fraglichen Zeit (15 Uhr bis 17:45 Uhr) vorliegt, wurde gesichtet und analysiert. Eine Lippenleserin wurde bei Sequenzen ohne Ton mit der Analyse beauftragt. Dabei wurden die Interviewpartnerin und ihr Ehemann in die Untersuchung einbezogen und befragt. Zudem wurden das für die Aufzeichnung verwendete Fernsehstudio sowie der dazu gehörige Regieraum samt angrenzendem Tonstudio in Augenschein genommen.

Nach Abschluss der Untersuchung kommt die Kanzlei zu folgendem Gesamtergebnis (hier im Wortlaut):  

  • Aufgrund der Untersuchungsergebnisse ist nach Überzeugung von Feigen Graf davon auszugehen, dass die von Prof. Dr. Haya Schulmann […] vorgeworfenen Beleidigungen durch Selma Üsük nicht erfolgten.
  • Teile dieser Vorwürfe und (ergänzenden) Behauptungen wurden in dem mit Feigen Graf geführten Interview nicht mehr aufrechterhalten.
  • Zugleich ist davon auszugehen, dass Prof. Dr. Haya Schulmann und ihr Ehemann […] eine Reaktion von Selma Üsük in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Nennung der Herkunft des Vornamens „Haya“ wahrnahmen und dies missverständlich als beleidigend bzw. missbilligend auffassten.

Der hr bedauert, dass bei Frau Prof. Haya Schulmann eine solche Wahrnehmung entstanden ist und hat dies von Anfang an zum Ausdruck gebracht.

Wir sind uns bewusst, dass die Situation, wie sie durch Live-Interviews mit Bildübertragung entstehen kann, einer besonderen Berücksichtigung bedarf. Wir werden intern beraten, wie wir Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern besonders achtsam begegnen können. Dies gilt umso mehr, wenn Gäste extern zugeschaltet sind.

Zugleich verwehren wir uns nachdrücklich gegen die seitdem in der Öffentlichkeit erfolgte Vorverurteilung unserer langjährigen, geschätzten Kollegin und des gesamten Teams. Das Ausmaß an öffentlicher Hetze gerade in den sozialen Medien ist unerträglich. Wir haben 43 justiziable Hasskommentare zur Anzeige gebracht.

Quelle: Hessischer Rundfunk