Gaming als Therapie Super-Mario gegen die Depression?

Videospiele haben laut Studien positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden und senken Stress. Sogar bei der Behandlung von Depressionen können Games in der Psychotherapie helfen. Es komme aber auf das richtige Maß an. Von Philipp Wundersee.

Zwei Kinder halten Spielkonsolen in ihren Händen.
Zwei Kinder halten Spielkonsolen in ihren Händen. Bild © picture alliance / Westend61

"Die positiven Effekte sind dann deutlich spürbar, wenn das Spielen gezielt eingesetzt wird, um Stress abzubauen oder die mentale Gesundheit zu fördern", sagt Moritz Bergmann. Der Neuropsychologe und seine Kolleginnen am Universitätsklinikum Bonn forschen seit einigen Jahren im Bereich kognitiver Leistungen bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen.

Bergmann hat bei Patienten mit Depressionen ein Videospiel über Wochen eingesetzt: Im Spiel "Super Mario Odyssey" wird der bekannte Klempner durch eine bunte 3D-Welt gesteuert. "Wir konnten erfolgreich zeigen, dass Videospieltraining als ergänzende Behandlungsoption einer stationären Behandlung bei depressiv erkrankten Menschen Verbesserungen in ihren klinischen Symptomen sowie im visuell-räumlichen Gedächtnis bewirken kann", erklärt Bergmann.

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Spielen für das Wohlbefinden

Das gemeinsame Spielen von Videospielen ist heute auch sehr wichtig für das soziale Wohlbefinden, insbesondere für junge Menschen, sagt Silke Lux. Sie ist die leitende Psychologin am Universitätsklinikum Bonn. "Die jungen Menschen spielen mit Gleichaltrigen, diskutieren über Spiele als gemeinsames Interesse und erweitern ihre Interaktionen und Beziehungen", so Lux. "Gaming fördert somit Interaktionen in der realen Welt, indem es ein gemeinsames Interesse bietet. Interaktionen können zum Beispiel durch Spielaktionen oder eingebaute Funktionen wie den In-Game-Chat erfolgen." Mehrspieler-Spiele können die Qualität von Beziehungen, die soziale Unterstützung und das psychosoziale Wohlbefinden nachweislich fördern.

Studien belegen aber auch, dass Menschen, die sich bereits einsam fühlen, durch das Spielen von Videospielen auch noch einsamer werden können. "Die Auswirkungen von Videospielen hängt stark von den individuellen Umständen und dem Kontext des Spielens ab", betont Lux.

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Im Flow gegen den Alltagsstress

Videospiele bieten Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit, sich vom Alltagsstress abzulenken und in einen Zustand des "Flows" einzutreten, erklärt Neuropsychologe Bergmann. Das sei eine Art fokussierte Achtsamkeit, in der eine Person völlig in eine Aktivität vertieft ist, sich stark fokussiert fühlt und dabei ein intensives Gefühl von Freude und Erfüllung entstehen kann.

"Im Flow-Zustand sind Menschen oft besonders produktiv und kreativ. Dabei werden negative Gedankenspiralen durchbrochen und das Finden innovativer Lösungen wird angeregt", sagt Bergmann. Studien zeigen: Videospiele können den Stresspegel senken und das Selbstwertgefühl steigern.

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Zocken in der Verhaltenstherapie

Psychologe Benjamin Strobel forscht seit mehr als zehn Jahren zu Videospielen und spricht über seine Erkenntnisse im Psychologie-Podcast "Behind the Screens". "Es gibt vereinzelt Spiele, die spezifisch für den Einsatz während der psychotherapeutischen Stunde entwickelt worden sind", sagt er. "Das Spiel 'Schatzsuche' und 'Ricky und die Spinne' von der Universität Zürich werden innerhalb einer Verhaltenstherapie für Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Erkrankungen genutzt." Depressive Jugendliche in Neuseeland könnten außerdem online kostenlos das Rollenspiel SPARX spielen, das in Studien ähnliche Erfolge wie eine konventionelle Psychotherapie für die Behandlung einer Depression aufweisen konnte.

Videospiele wurden in der Vergangenheit häufig mit sehr kritischen Augen betrachtet, so Strobel. Dabei standen insbesondere die potenziellen Gefahren wie eine hohe Bildschirmzeit, Gewaltexposition und die Gefahr einer Computerspielabhängigkeit im Fokus der Kritik. Neue Studien zeigen, dass Videospiele, sofern sie bewusst und in Maßen genutzt werden, durchaus positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben können.

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Quelle: tagesschau.de