Nach zweifelhaftem Platzverweis Aus 0:3 mach 3:3 - Gladbach wendet in Darmstadt Schlimmeres ab

Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit und einem Drei-Tore-Rückstand ist Borussia Mönchengladbach bei Darmstadt 98 das Comeback gelungen. Trotz des Remis ist der Start in die Fußball-Bundesliga aber misslungen.

Gladbacher Spieler bejubeln einen Treffer gegen Darmstadt 98.
Gladbacher Jubel nach einem Tor beim Bundesliga-Auswärtsspiel in Darmstadt. Bild © IMAGO / HMB-Media
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Eine Halbzeit, die große Sorgen machen sollte, dann ein Platzverweis und das große Comeback. Borussia Mönchengladbach hat bei Darmstadt 98 in Überzahl eine große Startkrise abgewendet und kam trotz eines 0:3-Rückstands zu einem Punktgewinn. Die Grundlage dafür war ein Handspiel, das wohl noch lange für Diskussionsstoff sorgen wird. Aber der Reihe nach.

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Darmstädter Doppelschlag in den ersten zehn Minuten

Nachdem Tobias Kempe schon in der vierten Minute per Freistoß aus 17 Metern knapp die Führung der Gastgeber vergab, war es kurz darauf doch so weit: Nach einem weiten Ball von Fabian Holland konnte Marvin Mehlem mit einfachen Mitteln schon frei aufs Gladbacher Tor zulaufen und behielt die Nerven (8.). Und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der Darmstädter Tor-Jingle erneut ertönte: Matej Maglica erzielte per Kopf nach Kempe-Flanke das 2:0 (10.).

Dieses Tor war ein perfekter Beleg für die unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Teams. Während Maglica mit vollstem Einsatz versuchte, das Kopfballduell für sich zu entscheiden, ließ sich sein Gegner Julian Weigl sehr leicht fallen und verweigerte in der Hoffnung auf einen Pfiff des Schiedsrichters den Zweikampf. Die Szenen, in denen sich ein Darmstädter robust, aber fast ohne Gegenwehr gegen einen Gladbacher durchsetzte, gab es in der Anfangsphase häufiger.

Gladbacher Unvermögen und schussgewaltiger Skarke

Und auch offensiv agierten die Borussen unglücklich. Maximilian Wöber hatte nach einer Freistoßflanke eigentlich eine gute Gelegenheit, schlug aber nahezu ein Luftloch nur wenige Meter vor dem Tor (19.). Auch Alassane Plea bekam nach einem Darmstädter Ballverlust eine gute Gelegenheit, verfehlte das gegnerische Tor aber doch recht deutlich (27.).

Tim Skarke kam auf der anderen Seite nach einem erneut schwach geführten Zweikampf von Joe Scally zum Abschluss, traf aus 20 Metern jedoch den Pfosten (31.). Die Leihgabe von Union Berlin bekam kurz darauf aber die nächste Möglichkeit und diesmal nutzte Skarke sie: Aus zehn Metern gelang ihm nach einem hohen Ball der dritte Darmstädter Treffer (33.). In der Nachspielzeit verhinderte Moritz Nicolas mit einer starken Parade sogar noch das zweite Tor des 27-Jährigen (45.+2).

Schiedsrichter Gerachs Entscheidung leitet die Wende ein

Besonders eklatant bei Gladbach in der ersten Halbzeit: Die Offensivspieler verloren nicht nur fast alle Bälle, sondern schalteten sich auch überhaupt nicht in die Defensivarbeit ein. So hatte Darmstadt Räume und konnte die in vielen Situationen auch nutzen. Das Ergebnis hätte sogar noch deutlicher aussehen und die Partie bereits nach den ersten 45 Minuten entschieden sein können.

Doch zu Beginn des zweiten Durchgangs gewann das Spiel durch eine Situation an Dramatik: SVD-Torhüter Marcel Schuhen parierte zunächst gegen Tomas Cvancara und Jordan Siebatcheu (47.) - Schiedsrichter Timo Gerach wollte bei Ansicht der Videobilder aber zuvor ein absichtliches Handspiel von Maglica gesehen haben, pfiff Elfmeter und verwies den Darmstädter Verteidiger des Feldes. Das Gladbacher Problem: Cvancara nahm das Geschenk nicht an, Schuhen konnte den Strafstoß sogar problemlos festhalten (50.).

"Ich konnte erkennen, dass der Darmstädter Spieler den Ball mit einer Wischbewegung mitnimmt. Die Frage, die aus dem strafbaren Handspiel folgt: Ist es Gelb oder Rot? Und da sagt der Regeltext ganz klar, wenn eine Ballkontrolle des Stürmers vorliegt, ist es eine klare Vereiteilung der Torchance und mit Rot zu ahnden", sagte Gerach. Maglica selbst bestritt nach dem Spiel aber, überhaupt mit der Hand am Ball gewesen zu sein - und auch auf den Videobildern ist eine Berührung nicht zweifelsfrei zu sehen.

Solo von Reitz macht Gladbach noch mehr Hoffnung

Dennoch sorgte die Szene für einen Umschwung und Gladbach meldete sich doch recht schnell zurück in der Partie. Rocco Reitz dribbelte sich stark durch die gegnerische Defensive, behielt die Übersicht und bediente Siebatcheu, der den Ball nur noch ins leere Tor schieben musste (56.).

Gladbach erspielte sich jetzt Chancen im Minutentakt und Darmstadt fand zunächst in der Defensive gar keine Mittel. Robin Hack vergab aber zum Beispiel völlig freistehend mit einem Flugkopfball, zielte deutlich zu hoch (65.), und auch Florian Neuhaus machte freistehend aus 17 Metern viel zu wenig aus seiner Gelegenheit (71.). Seine nächste Chance nutzte der 26-Jährige jedoch und schob aus kurzer Distanz zum Anschlusstreffer ein (73.).

Und dann kam es sogar noch dicker: Cvancara vertändelte erst mit der Hacke den Ball, der aber wieder vor seinem rechten Fuß landete und durch einen fulminanten Schuss aus 20 Metern fiel das 3:3 (77.). Direkt im Anschluss vergab Holland zwar die große Gelegenheit auf die nächste Darmstädter Führung (78.), insgesamt deutete nun aber alles auf einen Sieg der Gäste hin.

Hack verpasst die letzten Gelegenheiten

Hack hatte per Kopf die große Möglichkeit auf die Gladbacher Führung, diesmal landete der Ball aber genau in den Armen von Schuhen (90.). Und auch mit dem Fuß fehlte Hack die Präzision (90.+2).

Es war die letzte Chance für das Seoane-Team. Und so gelang zwar das Comeback, aber nicht die komplette Wende. Und so ist der Saisonstart für die "Fohlen" trotzdem misslungen und die Ausbeute mit zwei Punkten aus den ersten vier Spielen besorgniserregend. Die Leistung in der ersten Halbzeit war es erst recht.

"Lilien" gegen den VfB, Gladbach trifft auf Leipzig

Darmstadt eröffnet den kommenden Spieltag auswärts gegen den VfB Stuttgart (Freitag, 22.09.2023 um 20.30 Uhr). Die "Fohlenelf" ist einen Tag später gegen RB Leipzig gefordert (15.30 Uhr). 

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Quelle: tagesschau.de